Die Arbeitsweisen unseriöser Inkassounternehmen


Woran lassen sich unseriöse Inkassounternehmen erkennen?

Unseriöse Inkassounternehmen waren einige in der Vergangenheit am Markt, auch heute noch gibt es solche. Was zeichnet nun diese unseriösen Inkassofirmen aus? Wie arbeiten Sie und woran erkennt man sie?

Kurz nachdem die Feierlichkeiten zur Jahrtausendwende verstummt waren, machte sich in einigen nicht gerade seriös zu nennenden Branchen eine Art Goldgräberstimmung breit. Besonders hervorgetan haben sich dabei Kostenfallen durch zweifelhaft zustande gekommene Abonnements im Internet und Glücksspiele, die übers Telefon angeboten wurden. Gerade hier wurden alle Altersschichten bis zur 96-jährigen, schwerhörigen Oma mit unhaltbaren Versprechungen über den Tisch gezogen.

Die größere Schwierigkeit für diese Firmen war aber, wie kommt man an das Geld der Opfer auch ran? Irgend ein findiger Kopf innerhalb dieser Abzockfirmen hatte wohl den Einfall, mit dem Einzug dieser mehr als zweifelhaften Forderungen Inkassounternehmen zu beauftragen. Dies hat wohl den Vorteil, dass das Wort Inkasso im Briefkopf bereits viele Menschen zur Zahlung veranlasst ohne eine genauere Prüfung vorzunehmen. Zweitens konnten sich die Auftraggeber hinter dem Inkassobüro verstecken.

Daraufhin brach eine Welle von Beschwerden über die Verbände der Inkassobranche und die Verbraucherzahlen herein. Es stellte sich heraus, dass manche Inkassofirmen gerne diese Großaufträge annahmen; schließlich war ein nicht unerheblicher Gebührenschnitt zu erwarten. Insgesamt handelte es sich dabei um ca. 10 Inkassofirmen, wobei der Großteil von über 40 % der Beschwerden ein einziges Inkassobüro betraf, die Deutsche Zentral Inkasso GmbH, Berlin. Von den insgesamt betroffenen 10 Firmen waren 9 nicht Mitglied eines Branchenverbandes. Vieles deutete daraufhin, dass hier gezielt von zumindest einigen Inkassobüros mit den Auftraggebern aus dem kriminellen Milieu eine Symbiose zur Gewinnmaximierung eingegangen wurde.

Dieses Unternehmen war im Dezember 2011 noch als Inkassounternehmen registriert, ist aber zumindest seit November 2013 nicht mehr registriert. Weitere 35 % der Beschwerden (1.284 Fälle) entfielen auf neun weitere Inkassounternehmen. Somit entfielen auf 10 Inkassounternehmen 75 % der Beschwerden (2.743 Fälle).

Als Folge derartiger Praktiken hat im Jahre 2013 der Gesetzgeber ein Gesetz verabschiedet, das Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG), mit dem diese Praktiken eingedämmt werden sollen.

Folgende Kriterien sind Anzeichen für unseriös oder sogar verboten arbeitende Inkassounternehmen:


  • Kein Eintrag im Rechtsdienstleistungsregister – ausgewiesen auf dem Briefpapier und im Impressum der Webseite
  • Keine Mitgliedschaft in einem Branchenverband – ausgewiesen auf dem Briefpapier und im Impressum der Webseite
  • Die Nichtbeachtung von Einwänden gegen die Forderung
  • Androhungen von nicht gesetzeskonformen Maßnahmen
  • Selbstjustiz durch Außendienstmitarbeiter
  • Androhung von Gewalt
  • Eine Gebührenstruktur außerhalb des gesetzlichen Rahmens

Häufig wird auch damit gedroht, dass das Umfeld des Schuldners über dessen Zahlungsunfähigkeit informiert würde oder dass Eintragungen in den Registern von Auskunfteien wie der Schufa erfolgen würden. Dies ist bei bestrittenen Forderungen grundsätzlich nicht zulässig. Auch die normalerweise legitimen juristischen Möglichkeiten werden hier übertrieben dargestellt, um den Schuldner zur Zahlung zu bewegen. Falls einige dieser Indizien für ein unseriöses Inkasso zusammen auftreten, sollte man als Schuldner auf jeden Fall Kontakt mit einem der Branchenverbände oder einer Verbraucherzentrale aufnehmen.

Selbstverständlich darf ein seriös arbeitendes Inkassobüro den zahlungsunwilligen Schuldner die Rechtslage erläutern, um den Schuldner zur Zahlung zu bewegen. Dies hat das Bundesverfassungsgericht in mehreren Entscheidungen festgelegt.

Wer also Post vom Inkassobüro bekommt, kann oft schon am Briefpapier, auf der Internetseite oder bei einem ersten Telefongespräch feststellen, ob das Inkassobüro seriös und gesetzeskonform arbeitet.


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